Ehrenamt als dankbare Aufgabe – Fühlt sich nicht wie Arbeit an

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt als dankbare Aufgabe – Fühlt sich nicht wie Arbeit an

In dem Moment wenn Ulrich Iserlohe die Tür zur Kopperhörner Mühle aufschließt, schießt ein Funkeln in seine Augen. „Andere spielen mit der Modelleisenbahn, und ich habe meine Mühle. [..] Es ist ein ganz besonderes Gefühl, hier wie der Herr im Hause zu sein. [..] Sowas hat einfach nicht Jeder.“ Nein – sowas hat wahrlich nicht jeder, und Iserlohe ist mittlerweile seit dreieinhalb Jahren ehrenamtlicher Müller der einzig verbliebenen Mühle im Wilhelmshavener Stadtgebiet und kann sich an diesem Moment erfreuen. Er bietet als Ehrenamtlicher die Möglichkeit dieses geschichtsträchtige Denkmal zu besichtigen.

Als der 56-Jährige vor vier Jahren seinen Schrebergarten abgab, war er auf der Suche nach einer neuen Freizeitbeschäftigung. An der Kopperhörner Mühle fuhr er schon damals häufiger vorbei und fragte sich stets, wieso sich die Flügel eigentlich gar nicht drehten. Aufmerksam wurde Iserlohe dann durch einen Artikel in der Wilhelmshavener Zeitung, in welchem zur Mithilfe in eben jener Mühle aufgerufen wurde. Nach einer ersten Besichtigung wurde sein anfängliches Interesse noch weiter gestärkt. Als dann durch Zufall ein Platz in einem Ausbildungs-Kurs frei wurde, zögerte Iserlohe nicht lange und begann kurzerhand die Ausbildung zum Freiwilligen Müller. Die ein oder andere Stunde bei Wochenend-Seminaren investierte er gerne, um seinen Traum, die Mühle einmal selber zum Drehen zu bringen, zu verwirklichen.

Knapp ein Jahr später schloß der Familienvater die Ausbildung erfolgreich ab und war von nun an ehrenamtlicher Müller. Den Moment, als Iserlohe erfuhr, dass er die Prüfung bestanden hatte, beschreibt er noch heute als einen ganz besonderen Momente: „Das war dann einfach eine Bestätigung, dass ich das Ganze verstanden habe; das hat mir Spaß gemacht.“

Heute öffnet er jeden Samstag von April bis Mitte November für Schaulustige und Schulklassen die Tür der jahrhundertealten Mühle. Wenn er die Führungen durch „seine“ Mühle macht und ins Gespräch mit den Besuchern kommt, dann kommt von ganz alleine in ihm eine besondere Begeisterung hervor, die er selber erst gar nicht gespürt hatte. Erst als er von Kollegen und Besuchern darauf angesprochen wurde, wurde Iserlohe selber bewusst, wie sehr ihn die Mühle in ihren Bann gezogen hatte.

Durch seine ehrenamtliche Arbeit in der Kopperhörner Mühle, hat Iserlohe aber auch eine ganz neue Seite an sich entdeckt: „Mir macht es ungemein Spaß, hätte ich selber nicht gedacht. Ich bin eigentlich eher ein Schreibtisch-Täter, bin Elektrotechniker, habe dann auch Konstruktions-Arbeiten am Computer gemacht. Jetzt direkt mit der Technik selber in Verbindung zu kommen, ist so eine Sache die mich wirklich fasziniert, und die ich selber nicht von mir nicht gedacht hätte. Den Leuten dann zu erzählen wie was funktioniert, was hier alles passiert, wie es früher mal war – das macht Spaß.“

Früher hatte Iserlohe durch seinen Sohn und den Beruf, keine Zeit um ein solches Ehrenamt auszuführen, Vereine hatten ihn damals sowieso eher abgeschreckt. Heute sieht er das alles etwas anders: „Und jetzt hier Ehrenamt? Das war dann auch ein klarer Fall!“, wie es selber sagt. Wenn die Kopperhörner Mühle in den Wintermonaten von Mitte November bis April geschlossen bleibt, nutzt Ulrich Iserlohe seine neugewonnene Freizeit und engagiert sich ebenso bei der Flüchtlingshilfe in Wilhelmshaven.

Auf die Frage was seine Lieblingsaufgabe in der Mühlesei, antwortet er kurz und trocken mit: „Schnacken.“ Fügt aber schnell hinzu: „Die Leute hier durch zu führen – das ist wirklich meine Lieblingsaufgabe. Kurz gefolgt vom Setzen der Segel“. Dafür muss Iserlohe die Flügel gerade stellen und an ihnen heraufklettern, um die Segel zu befestigen. Wahrlich keine Aufgabe für Menschen mit Höhenangst. Aber auch die kleinen Besucher, meist Schulklassen der Jahrgänge drei und vier, haben es Iserlohe angetan: die Kinder strotzen nur so vor Begeisterung und hier kann er mit ein bisschen Klönschnack besonderen Eindruck schinden. So freut er sich über jeden einzelnen Gast, der den Weg in die beschauliche Mühle in Heppens findet.

Und wenn dann an einem sonnigen Tag die Segel auf den Flügeln gespannt sind und sich die Mühle im Wind dreht, dann ist für Ulrich Iserlohe die Welt in Ordnung.

Niklas Oberbach

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