Samer al Bahra – Ehrenamt als Chance – Geflüchteter unterrichtet einen arabischen Sprachkurs

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt als Chance – Geflüchteter unterrichtet einen arabischen Sprachkurs

Samer al Bahra ist ein unscheinbarer Mann. Er spricht mit leiser Stimme, zurückhaltend aber freundlich. Bevor er an der Jade Hochschule einen Arabischkurs unterrichtete, arbeitete Samer al Bahra in seiner Heimatstadt Damaskus bei einem Fernsehsender.
„Unterrichten ist meine Stärke“, sagt er mit einem Leuchten in seinen Augen.

In Syrien bot er Sprachkurse für in Damaskus lebende Ausländer an. Wenn er von seiner Vergangenheit in Syrien erzählt, scheint es, als würde er von einem anderen Leben erzählen.

Samer al Bahra ist vor zehn Monaten aus Syrien nach Deutschland geflohen. Zusammen mit seiner Familie lebt er seitdem in Wilhelmshaven.
Dass er nun die Chance hat, Arabisch an der Jade Hochschule zu unterrichten, war reiner Zufall. Während einer Veranstaltung lernte er eine Mitarbeiterin vom Caritasverband Wilhelmshaven kennen. Diese stellte für ihn den Kontakt mit dem International Office der Jade Hochschule her.

Seit Anfang Oktober 2016 leitet Samer nun einen Arabischkurs mit sechs Teilnehmenden. Der Kurs ist für alle kostenlos. Samer hat viel zu erzählen, über die arabische Kultur und über seine Heimat. In seinen Kursen möchte er den Teilnehmenden nicht nur die Sprache vermitteln, sondern ihnen auch etwas über die Kultur des Landes beibringen. Musik spielt dabei für ihn eine große Rolle. In Deutschland kann er die Musik mit seinem Unterricht verbinden. In Syrien waren so freie Lehrmethoden nicht möglich. Dabei ist Musik für Samer etwas sehr Wichtiges, um eine Kultur zu verstehen: Meine Schülerinnen und Schüler müssen etwas über unsere Kultur wissen – sie müssen sie fühlen, um sie zu verstehen. Arabische Musik ist voller Emotionen und voller Traurigkeit. Wenn man die Musik versteht, versteht man auch die Sprache.“

Samer ist von den Ereignissen in seiner Heimat noch immer traumatisiert und es fällt ihm schwer, mit der Vergangenheit abzuschließen. Das Ehrenamt gibt ihm Kraft und eine Bestimmung, einen Weg, den er in seiner neuen Heimat Deutschland verfolgen kann. Er liebt es zu Unterrichten und das Gefühl, etwas zurückzugeben. „Das Leben verändert sich, wenn man ehrenamtlich arbeitet. Es ist eine wunderschöne Erfahrung“, sagt er stolz.
Samer ist dankbar für die Möglichkeiten, die sich ihm in Deutschland geboten haben. Gemeinsam mit seiner Frau träumt Samer davon, hier in Deutschland ein kleines syrisches Restaurant zu eröffnen. Unterrichten will er aber weiterhin. „Zu unterrichten – das ist mein Leben“, sagt er lächelnd.

Alexandra Bartau

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