Kerstin Beinhorn betreut Demenzkranke und deren Angehörige im Mehr-Generationen-Haus

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt – als Möglichkeit etwas zu geben

Wenn sich Kerstin Beinhorn in ihrer Gruppe trifft, dann weiß sie, dass sie das Richtige tut. „Einmal dabei, immer dabei’, lacht sie.
Jeden Montag und Donnerstag trifft sie sich mit Demenzkranken und ihren Angehörigen im Mehr-Generationen-Haus im Stadtteil Bant. Das Treffen ist ein Atemholen vom Alltag, Hilfe und Austausch zugleich.

Für viele Angehörige ist es auch eine Stunde, wo sie einmal etwas für sich tun können. Hier wissen sie ihre Demenz erkrankten Männer oder Frauen, Väter oder Mütter gut betreut. Es gibt Kaffee und Kuchen, es wird gebastelt, gesungen und gespielt. Kerstin Beinhorn ist eine von 13 Ehrenamtlichen, die sich in dem Projekt „Herz und Seele“ ehrenamtlich engagieren.

Beinhorn war schon früher in der Kinder- und Jugendarbeit in Bant ehrenamtlich tätig. Für die 39-Jährige war schon immer klar, dass sie irgendwann als Ehrenamtliche in die Gemeinde zurückkommen wird. Jetzt wo ihre Kinder mit 10 und 17 Jahren langsam aus dem Gröbsten raus sind, hat sie wieder genug Zeit um etwas zurück zu geben. „Für mich ist das hier auch kein Arbeiten. Es macht Spaß, man trifft Leute, man kann Leuten helfen, ein bisschen Zeit und Freude schenken und das ist einfach toll.“ Neben den Gruppentreffen, macht sie auch sogenannte Einzelbetreuung bei Erkranken Zuhause.

„Viele fragen, warum arbeitest du irgendwo ohne Geld zu verdienen. Doch ich habe da ja auch selber was von. Nicht nur das ich jemandem eine Freude mache, sondern die geben mir ja auch viel; Anerkennung, nette Worte und ein schönes Gefühl, das ist ja gegenseitig. Sie geben mir so viel Liebe und Geborgenheit zurück. Vor allem in der Einzelbetreuung ist schnell eine besondere Beziehung miteinander aufgebaut. „Man bekommt einen Einblick in die Familie und wird quasi als Familienmitglied aufgenommen. Das ist eine ganz andere Beziehung, als die, die bei ‚normalen‘ Pflegekräften möglich ist.“

Und ganz gemäß der Grundidee des Mehr-Generationen-Hauses, nimmt Kerstin Beinhorn auch des öfteren ihre Söhne mit in die Runde. Vor allem der Jüngere (10) erfreut sich in der Gruppe großer Beliebtheit und die Gäste freuen sich über die Ablenkung und haben ihn schon richtig in ihr Herz geschlossen. Die ehrenamtliche Arbeit ist bei den Beinhorns ein generationsübergreifendes Projekt.

Peter Torkler macht als Weihnachtsmann Kinder glücklich

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Foto: Larissa Strangmann

„Ho, Ho, Ho – ich bin der Weihnachtsmann“

Weißer langer Bart, roter Mantel, rote Zipfelmütze mit einem weißen Bommel – das ist die Arbeitsbekleidung von Peter Torkler, denn er ist ehrenamtlich als Weihnachtsmann tätig. Vor genau 26 Jahren wurde er in der Familie angesprochen ob er bei deren ältesten Sohn nicht mal den Weihnachtsmann spielen könne. „So hat es dann Form angenommen, einmal weil es mir unheimlich Spaß macht und es hat sich dann auch rumgesprochen, dass ich das nicht nur so abarbeite.“, so Peter Torkler.

In der Weihnachtszeit hat er alle Hände voll zu tun, denn mit Kindergärten, Schulen und Familien macht er mittlerweile rund 200 Kinder glücklich. „Das ist schon eine ganz schöne Zahl und man muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen.“
Bei seinen Besuchen als Weihnachtsmann bereitet er aber nicht nur Freude, denn er ist auch dafür zuständig die Kinder auf ihre nicht so guten Taten hinzuweisen. Vor seinen Auftritten bekommt der 74-jährige von den jeweiligen Eltern Informationen darüber, wie die Kinder sich in der Schule machen oder ob sie zu Hause unartig waren und diese notiert er sich dann in seinem dicken roten Buch. Wenn er die Kinder darauf hinweist, versucht er es aber immer auf die liebe nette Art, damit er niemanden vorführt: „Dann flüstere ich demjenigen ins Ohr, ob das was in dem Buch steht auch zutreffend ist oder ob sich die Engel dort versehen haben und meistens geben sie es dann auch zu, es ist dann ja auch nicht mehr zu leugnen.“

Aber auch Peter Torkler kommt ab und zu in eine prekäre Lage, vor allem wenn es um das Thema Weihnachtsschlitten geht. Die meist gestellte Frage der Kinder scheint zu sein, wo denn genau der Weihnachtsschlitten steht und ob sie die Pferde oder Rentiere auch mal füttern dürften. Da muss er sich dann schon Geschichten ausdenken, wie zum Beispiel, dass der Schlitten dort nicht halten durfte oder gerade bei Obi in der Reparatur ist.
Auch ist es schon vorgekommen, dass seine Verkleidung auffliegt, doch auch das konnte er mit einer kleinen Geschichte regeln.

Die Arbeit als Weihnachtsmann mit den Kindern bringt ihm viel Freude und man merkt er ist mit Herzblut dabei. Doch auch in anderen Bereichen ist er sozial engagiert. Seit vielen Jahren ist er in der Hospizbewegung. Dafür organisiert er zum Beispiel Benefizkonzerte oder den alljährlichen Hospizlauf. Außerdem ist er mit im Vorstand von Lebensweisen e.V und sammelt mit einer Ärztin zusammen große Spenden für ein Krankenhaus in Nepal.
Marie Fleßner

Philipp Waiser – Schwimmausbilder und Wachdienstleistender beim DLRG

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Foto: Larissa Strangmann

Mit seinen 19 Jahren gehört Philipp Waiser augenscheinlich zu der jüngeren Gruppe von Ehrenamtlichen. „Ich habe hier bei der DLRG viele neue und gute Freunde kennengelernt“, sagt er. Seine Tätigkeiten bei der DLRG bezeichnet er außerdem als schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag. Seit 3 Jahren ist er Vorsitzender des Jugendvorstandes in der DLRG Ortsgruppe Wilhelmshaven.

Mitglied im Verein ist er schon um einiges länger, 14 Jahre um genau zu sein. Damals fünf Jahre alt, fing er mit dem Schwimmen an und ist dem Sport und der DLRG seitdem erhalten geblieben.
Seit dem Beginn seiner Ausbildung, zum Schiffsmechaniker, Mitte des Jahres engagiert Waiser sich vorwiegend am Wochenende, da er der Arbeit wegen, von Montag bis Freitag in Elsfleth seine Zeit verbringt.

Bewundernswert dabei die Einsatzzeit, welche in manchen Wochen bis zu 20 oder sogar 24 Stunden beträgt. Denn neben seiner Tätigkeit als Jugendvorsitzender ist er ebenfalls Schwimmausbilder und im Sommer Wachdienstleistender am Strand.
„Eine tägliche Motivation brauche ich nicht“ sagt Philipp Waiser, trotz der oftmals zeitintensiven Beschäftigung. „Man gibt zwar einen Teil seiner Freizeit an etwas anderes ab, das ist dann aber eine positive Veränderung“.

„Mir gefällt besonders, dass ich mit Kindern arbeiten und den Verein mitgestalten kann. Es macht einfach Spaß zu sehen, dass die Kinder sich freuen und das treibt einen dann an“.
„Das man sich hier selbstentfalten kann, empfinde ich gerade für Jugendliche als große Hilfe“ berichtet er über die positiven Aspekte seiner Tätigkeiten.

Waisers persönliches Ziel für die Zukunft ist der Wachführerschein, der Ihm erlaubt die Wachdienstleistenden am Strand auszubilden. Am Herzen liegt Philipp Waiser besonders die Sensibilisierung der Mitmenschen, für die Arbeit der DLRG. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute erkennen, dass das unsere Freizeit ist und wir für sie da sind, dass sie nicht so fordernd sind“ sagt er.
Nick Lange

Jens Freitag hilft älteren Menschen bei handwerklichen Tätigkeiten, Umzugsdiensten und beim Einkaufen

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamtliche Arbeit macht glücklich, weil die Seele zu schwingen anfängt

Jens Freitag ist Wilhelmshavener. Vor 73 Jahren kam er hier zur Welt, aber bis vor zwei Jahren wohnte er noch in Frankfurt. Da war seine Welt die einer internationalen Bank. Er selbst hat sich vor allem um das Auslands – und Steuerrecht gekümmert. Jetzt hat er eine ganz andere Mission: er versucht mit einigen Mitstreitern Wilhelmshavens erste Nachbarschaftshilfe aufzubauen.

Erster Impuls dafür: sein Besuch bei der Ehrenamtsbörse. Hier wollte er sich einfach umschauen. Dann kam ihm die Idee: „Einfach Menschen helfen, die sich in den kleinen Dingen des Lebens selbst nicht so gut helfen können.“

Nach Monaten der Planung und Organisation wurde das Projekt im Juni öffentlich gemacht. Seitdem trifft sich Jens Freitag einmal wöchentlich in der GPS (Gemeinnützige Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit mbH Wilhelmshaven) mit seinen Kollegen, um Aufgaben, die sich über die Woche angesammelt haben zu besprechen und zu verteilen. Die Nachbarschaftshelfer besuchen ältere Menschen, gehen mit ihnen einkaufen, helfen bei handwerklichen Tätigkeiten und Umzugsdiensten. Jens Freitag hilft hauptsächlich beim Einkaufen. „Dabei redet man über das ein oder andere! Es sind keine spektakulären Dinge, aber dieses Helfen im Alltag hilft schon ein bisschen weiter.“
Doch nicht nur dafür ist er zuständig. Er muss auch, wie er findet, die etwas unbeliebteren Aufgaben übernehmen, nämlich die Aufträge, die eingehen registrieren und dokumentieren.

Als Ehrenamt hätte sich Jens Freitag auch die Betreuung von ehemaligen Straftätern vorstellen können. Oder er hätte gerne einen Lesekreis gegründet. Oder eine Kochgruppe. „Ältere Menschen waren mir dann aber doch wichtiger“, schmunzelt er.
Seine ehrenamtliche Tätigkeit stieß in seinem näheren Bekanntenkreis zunächst auf Verwunderung, doch mittlerweile ist er nicht mehr der einzige in der Familie, der versucht anderen Menschen zu helfen. Seine zwei Söhne sind auch tatkräftig mit dabei. Einer von ihnen hilft auch in einer Kirchengemeinde und der andere sammelt gerade Sponsoren, um ein Waisenhaus zu errichten. „Wir bestärken uns gegenseitig“, sagt Jens Freitag stolz.
Motivation braucht Jens Freitag für seine Arbeit nicht: „Wenn ich morgens aufwache sag ich mir immer, heute ist der schönste Tag, der noch vor mir liegt.“
Marie Fleßner

Uwe Sonntag hilft bei Erhalt der Ruscherei

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt macht glücklich, weil … man über sich hinauswachsen kann

Seit 34 Jahren lebt Uwe Sonntag in Wilhelmshaven. Geboren und aufgewachsen in Oberfranken, zog es ihn damals seines Berufes wegen in die Hafenstadt. Schnell hat der Soldat sie über die Jahre kennen und schätzen gelernt. Vor dreieinhalb Jahren entschied er sich, das Amt des Kassenwarts beim Förderverein für die Ruscherei zu übernehmen.

Kassenwart zu sein ist genau das richtige Ehrenamt für ihn. Denn das kann er auch erledigen, wenn er in Rostock ist, wo er derzeit stationiert ist. Dank Internet und Online-Banking hat er auch so alle Finanzen steht’s im Blick. Zum Wochenende hin ist er dann wieder als tatkräftige Unterstützung für anliegende Veranstaltungen dabei. ̈Von Tische rücken, über eindecken und all die Arbeiten, die gegebenenfalls anfallen. Auch im Außenbereich. Es müssen Pflanzen zurückgeschnitten, und Gerätschaften repariert werden, die wir auch anbieten, wie der Spielplatz. Es wird nie langweilig Ganz sicher nicht. ̈

Zu seiner Tätigkeit als Kassenwart kam Sonntag über seinen Vater. ̈Meine Eltern zogen irgendwann aus Süddeutschland her, vor vier oder fünf Jahren, und da mein Vater irgendwie den ersten Vorsitzenden kennengelernt, und sich dann hier in die Tierbetreuung reingefuchst. Naja, und dann wurde ich irgendwann eben auch gefragt. So schnell geht das!“ Eigentlich fand er, dass er keine Zeit habe für ein Ehrenamt.- Aber der Förderverein für die Ruscherei, die fand er so sympathisch, weil es eben nicht das übliche klassische Vereinsleben ist. Hier packen alle mit an, beseelt von dem Gedanken, dieses Gelände, dieses Gebäude so zu erhalten, wie es ist.

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Die Ruscherei war im 18. Jahrhundert ein Weidenbauernhof. ̈Der Name stammt wohl in der Ableitung der sogenannten Ruschen, das sind Binsengewächse, die damals zum Dachabdecken verwendet wurden. Also offensichtlich ist hier mal in der Vergangenheit ein größeres Feld mit diesen Schilfgewächsen gewesen und so hat sich das von Mund zu Mund über die Generationen vermutlich weitergeführt ̈ erklärt Sonntag.
Anfang der neunziger Jahre wurde die Ruscherei von einem Förderverein übernommen, der das Ziel verfolgt, den alten Stadt Bauernhof Instand zu halten. Und die Ruscherei ist Zentrumstreffpunkt. ̈Für vielerlei verschiedene Vereine, Familien, die hier feiern, das geht über Geburtstage, Beerdigungen, alles Mögliche. Und wir bieten selbst immer wieder Veranstaltungen an, die dazu dienen, mit den überbleibenden Finanzen das Gebäude, die Anlagen so weiter in einen ordnungsgemäßen Zustand zu halten. ̈
Trotz der 8 bis 15 Stunden, die Sonntag an den Wochenenden in die Arbeit für die Ruscherei steckt, braucht er sich nie aufzuraffen. ̈

Es ist eher ein Vergnügen und ein toller Ausgleich zum stressigen Berufsleben. Man hat schon das Gefühl, man tut etwas nicht weil es entlohnt wird, sondern weil der Lohn die Anerkennung ist, und man lernt hier natürlich unheimlich viele Menschen kennen. Ja, dann merkt man, wir sind auf dem richtigen Weg, das lohnt sich und das gibt einem ein positives Lebensgefühl. ̈
Nick Lange

Tilko Feist – Vorsitzender des Jugendparlaments Wilhelmshaven

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt – früh übt sich ..

Tilko Feist ist mit gerade einmal 17 Jahren schon fast ein alter Hase im Geschäft. Der Schüler engagiert sich bereits seit seinem elften Lebensjahr ehrenamtlich im Jugendparlament Wilhelmshaven. „Als in der Schule gefragt wurde, wer sich vorstellen könnte für das Jugendparlament zu kandidieren, habe sich direkt alle zu mir umgedreht“, berichtet Feist.

Das Jugendparlament ist die politische Vertretung der Wilhelmshavener Schülerinnen und Schüler. Alle zwei Jahre wählen alle Schülern der weiterführenden Schulen ihr Parlament neu. Jede Schule hat dabei ihren eigenen Vertreter. 2010 ist Tilko Feist als stellvertretendes Mitglied reingewählt worden, damals besuchte er die die sechste Klasse der IGS Wilhelmshaven. Im Folgejahr war Feist als aktives Mitglied im Jugendparlament, im dritten Jahr rückte er auf den Vorsitz und wurde seitdem bereits drei Mal wiedergewählt.

Seitdem engagiert er sich für alle Belange der Schüler und Schülerinnen. Die Organisation von Veranstaltungen für die eigene Generation stehen aber ebenso auf der Tagesordnung. Es sind nicht nur harte politische Themen.

Tilko Feist selbst ist neben dem politischen Engagement vor allem durch und durch sportbegeistert. Das Ehrenamt hat ihn manches Mal gezwungen, sich besser zu organisieren. Heute ist er dankbar darum, er hat viel Selbstorganisation gelernt. Und ein Spiel bei den Handball- und Eishockeyvereinen in der Region, das verpasst er eigentlich nie. Soviel Zeit muss einfach sein.

„Ich habe im Jugendparlament viele neue coole Leute kennengelernt, und kann glaub ich einiges für die Zukunft mitnehmen“, sagt er. Dass sein Leben hauptberuflich in Richtung Politik geht, plant Tilko Feist nicht. Wo es genau hingehen soll, das weiß er aber noch nicht. „Ich habe viele Vorstellungen und kann mich dann hoffentlich in den nächsten Monaten festlegen.“

Trotzdem möchte er sich auch nach der Schule weiterhin politisch engagieren, und hat noch einen Tipp an viele andere, die sich diesen Schritt vielleicht nicht zutrauen: „Man kann sich auch neben dem Beruf in die Politik einbringen, die Chance dazu hat eigentlich jeder, und man kann immer etwas bewirken. Viel besser als Meckern“ , lacht er.
Nick Lange

Ehemaliger Marine Soldat Klaus Niederehe als Schiffsbesucher für die Seemannsmission

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamtliche Arbeit macht glücklich, weil . . . „man sich engagieren kann und dabei auch ein Erfolgserlebnis sieht.“

30 Jahre hat Klaus Niderehe als Marine-Soldat gedient und die Weltmeere bereist. Vor circa drei Jahren hat er beschlossen, sich für die deutsche Seemannsmission in Wilhelmshaven zu engagieren und setzt sich seit dem mit Herz und Seele für Seefahrer ein, die in Wilhelmshaven anlegen, um Ladung zu löschen oder zu übernehmen.
Auf die deutsche Seemannsmission wurde er durch einen ehemaligen Kameraden aufmerksam. „Ich bin da gebraucht worden. Was da draußen passiert, das kann man sich hier nicht vorstellen im Binnenland, und das wollte ich gern mal sehen”, erzählt Niderehe. Einmal in der Woche von 9 bis ca. 20 Uhr ist er seit dem als sogenannter Schiffsbesucher unterwegs.

Die Deutsche Seemannsmission ist eine evangelische Sozialeinrichtung für Seeleute, die seit
1898 besteht. Sie ist in der „International Christian Maritime Association“ organisiert und hat siebzehn Stationen in Deutschland. Die Station in Wilhelmshaven liegt in der Hegelstraße 11. Niderehes Arbeit besteht darin, auf die anlegenden Schiffe zu gehen und sich um die Seeleute zu kümmern. Dies geschieht meist zur Mittagszeit, weil dann fast alle Besatzungsmitglieder wach sind. Vorher beziehungsweise hinterher erreicht man nur die Wache.“ Wir vermitteln dort Telefonkarten, deswegen gehen wir eigentlich an Bord. Und wegen den Zeitungen in Landessprache. Deswegen fragen wir bei der Vorbereitung für den Schiffsbesuch bei den hiesigen Schiffsagenturen, wie Neptun oder Frachtkontor Junge nach den Nationalitäten der Besatzungsmitlgieder (…) und versuchen dann aus dem Internet die entsprechenden Tageszeitungen rauszusuchen. Die drucken wir aus und packen unsere Päckchen. Die Philipinos hätten ganz gern noch ein paar Lollis”, erklärt Niderehe mit einem Lächeln im Gesicht.

Die Telefonkarten sind Spezialkarten, die die deutsche Seemannsmission aus England bekommt. Sie kosten pro Stück ungefähr 10 Euro, und sind meist die einzige Möglichkeit mit der Heimat zu kommunizieren. Neben der Versorgung mit materiellen Gütern sind die Schiffsbesucher auch die erste Anlaufstelle für Sorgen und Nöte.

Warum sich Niderehe dafür einsetzt, ist ganz einfach: ”Die Menschen kennenlernen und denen auch mal einen Gefallen tun. Ich weiß ja wie dreckig es denen geht. Klingt banal, (…) wenn ich da von Bord gehe und habe 5 Karten aktiviert, etliche verlängert und sehe in die strahlenden Gesichter von den Jungs, dann bin ich froh“.

Ehrenamtliche Arbeit sieht Niderehe vor allem als Möglichkeit für Jüngere, die andere Seite des Lebens zu sehen. “Mal zu gucken, wie andere ihr Geld verdienen, wie schwer andere arbeiten müssen und wofür, und unter welchen Bedingungen! Das kann man dann den jüngeren Menschen vermitteln.“

Regina Stückel-Dierk vom Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich steht unheilbar erkrankten Kinder und ihren Familien zur Seite

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Foto: Larissa Strangmann

Ehrenamt macht glücklich, weil…. ich eine direkte wertschätzende Reaktion bekomme auf das, was ich tue.
Anderen Menschen zu helfen, und für sie da zu sein, war für Dr. Regina Stöckel-Dirk schon immer ein wesentlicher Teil ihres Lebens. Als kleines Mädchen träumte sie davon Kinderkrankenschwester zu werden, nach einigen Umwegen wurde sie schließlich Ärztin. Während ihrer Tätigkeit in der Geburtshilfe erlebte sie oft Tränen der Freude, wenn sie Kindern mit auf die Welt helfen konnte. Zu ihrem Beruf als Ärztin in einer Klinik gehörte aber immer wieder auch der Umgang mit Schwerstkranken, Sterbenden und deren Angehörigen.

Vor gut zwei Jahren entschied sie sich ihr Berufsleben gegen Ehrenämter einzutauschen, die zu ihrem persönlichen Lebensweg passen. „Ich wollte gerne mehr Zeit haben, und endlich im Gospelchor singen. Das war ja nie möglich, weil man durch die Nacht- und Wochenenddienste nicht verlässlich zu den Chorproben kommen konnte“. Heute schafft sie das und viel Zeit für das Hospiz bleibt auch noch. Im vergangenen Jahr hat sie den Befähigungskurs für Ehrenamtliche des Kinder- und Jugendhospiz Wilhelmshaven durchlaufen.

Das Kinder-und Jugendhospiz „Joshuas Engelreich“ besteht seit August 2014, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, unheilbar erkrankte Kinder und ihren Familien zur Seite zu stehen. Die Möglichkeiten, sich zu engagieren sind vielseitig. „Vom Basteln und Spielen mit den Geschwisterkindern bis zum Garten oder die Unterstützung des Hospizes durch Öffentlichkeitsarbeit.“

Die Medizinerin selbst kümmert sich im Hospiz um das Alltägliche. Sie ist oft in der Küche, kocht Kaffee und Tee, belegt die Platten für das Frühstück oder kümmert sich um das Abendessen. Trotzdem hat sie viele Berührungspunkte mit den Menschen, die gerade im Hospiz sind. Klar: Diese Vorbereitungskurse bieten auch die Möglichkeit, sich mit der Einstellung zum eigenen Leben und Sterben in vielfältiger Weise auseinanderzusetzen. Auch dem eigenen. Das hilft in vielen Situationen, trotzdem bleibt es oft schwer. Doch sie kann helfen und was für sie eine ganz besondere Erfahrung ist: die Gemeinschaft im Hospiz.

„Wenn man geht wird einem einfach nochmal zugerufen, „schön, dass du da warst, schön, dass du geholfen hast“ erzählt sie. Viele Kinder und ihre Eltern kennt sie schon länger. Sie kommen immer wieder. Mal geht es besser, mal geht es schlechter. Oft ist das Hospiz große Erleichterung für die Kinder und Eltern. „Das tut auch gut!“

Für alle Interessierten, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, hat Regina Stöckel Dirk einen ganz einfachen Vorschlag: „Einfach mal hingehen und angucken.“
Fabian Poziemski

Heidi Heidler erteilt Deutschkurs für Flüchtlinge

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Foto: Larissa Strangmann

„Wi seggt Moin, Moin! Herzlich Willkommen!“

Mit einem Lied „Wi seggt Moin, Moin“ beginnt der Deutschkurs für Flüchtlinge in dem Gemeindehaus der Banter Kirche. Das Haus wirkt sehr einladend und man fühlt sich sofort wohl. Die Stimmung ist sehr gelassen und jeder der Teilnehmer singt fleißig mit. Jeden Mittwoch lehrt Frau Heidler seit Mai 2015, mit vier weitere ehrenamtliche Frauen, den Flüchtlingen die Basis der deutschen Sprache. „Da muss man doch was tun!“, so Heidler.

Die Teilnahme ist freiwillig und die Gruppe sehr gemischt. „Von Null bis zum Akademiker ist alles dabei“, sagt sie. Diese Mischung macht es spannend, aber gleichzeitig auch zu einer Herausforderung. Oft ist eine individuelle Betreuung notwendig, weil nicht alle Kursteilnehmer über den selben Leistungsstand verfügen.

Frau Heidler ist 65 Jahre alt, immer zu Scherzen bereit und in Wilhelmshaven geboren. Vor ihrem Ehrenamt war sie Lehrerin und hat die Grundschule Roffhausen geleitet. „Die Arbeit mit Kindern hat sehr viel Spaß gemacht“, schwärmt sie. Das Team des Sprachkurses kennen sich teilweise noch aus der Schulzeit, denn auch sie waren teilweise Lehrerinnen, was auch die liebevoll erstellten Arbeitsblätter für den Kurs erahnen lassen.
Für Frau Heidler ist der Sprachkurs ein fester Punkt in der Woche, der Freude macht und Spaß bringt, weil man so viel zurück bekommt und merkt, dass man gebraucht wird.
Sie erzählt von vielen schönen Momente in ihrem Ehrenamt. Ein ganz besonderer ist die Taufe eines Kindes von einer Kursteilnehmerin, für das sie die Patenschaft übernommen hat. „Es ist so schön die Kinder wachsen zu sehen“, erzählt Frau Heidler.

Einem anderen Flüchtling half sie bei der Wohnungssuche und bekam als Dankeschön einen Topf mit Margeriten und den Worten „Mami, ich wollte mich bedanken“, von ihm überreicht. „Da habe ich mich ganz tüchtig gefreut“, erzählt sie überglücklich. Doch es gibt auch traurige Momente. Flüchtlingsfamilien, denen die Abschiebung droht und die plötzlich nicht mehr da sind, erzählt uns Frau Heidler nachdenklich.
Der Unterschied zu ihrem früheren Job ist das freie Arbeiten, ohne Druck, „Keine Zeugnisse und Bewertungen mehr“.

Heidi Heidler verreist gerne. Im letzten Jahr besuchte sie gemeinsam mit der Banter Kirche den Kirchentag in Berlin und nächstes Jahr ist Irland das Ziel. „Dann schreibe ich Tagebuch“, sagt sie. „In Erinnerungen schwelgen“, durch Texte und Fotos. „Diese richtigen Fotos haben mehr Seele“, erzählt sie lachend.
Auf die Frage was ihre persönlichen Ziele sind, antwortet sie : „Ich möchte einfach nur weitermachen!“

Sabrina Schultze

Silvia Sedelmayr – Integrationslotsin mit viel Herz

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Foto: Larissa Strangmann

Silvia Sedelmayr – Integrationslotsin mit viel Herz

Silvia Sedelmayr ist schon seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig. „Ich bin der Meinung man kann die Füße nicht einfach hochlegen, wenn man sieht was für ein Elend gerade auf der Welt herrscht“
Nach Jahren in der Politik wurde sie immer mehr auf das aktuelle Thema der Flüchtlingssituation aufmerksam.

Vor circa zwei Jahren sah sie dann beim Durchstöbern der Zeitung die Anzeige: „Integrationslotsin gesucht“. Sogleich machte die 57-jährige bei einer Schulung mit, in der ihr wichtige Informationen über das Thema Flüchtlinge und das Zusammenleben vermittelt wurden, die sie so mit normalen Menschenverstand, wie sie sagt, gar nicht gewusst hätte. Dazu gehören zum Beispiel die Hintergründe der Geflüchteten, die kulturellen und religiösen Unterschiede und die Kommunikationsbarrieren im interkulturellen Kontext.

Zurzeit gibt es um die 40 bis 50 Integrationslotsen in Wilhelmshaven, die untereinander jedoch noch verschiedene Schwerpunkte haben. 
Silvia Sedelmayr ist für die Sprachvermittlung, Besuche zu Hause, und beim Helfen bei Ämtergängen verantwortlich. Auf die Frage, wie sie mit den Sprachbarrieren umgeht, antwortet sie: „Das geht mit Händen und Füßen und mit ganz viel Herz.“

Sie fügt an, dass es natürlich auch diverses Unterrichtmaterial, sowie Bildbände gibt um sich mit den Geflüchteten zu verständigen.

Schöne Momente erlebt die Zugezogene oft in den Notunterkünften. Wenn die Kinder schon lachend in den Hof laufen, weil sie wissen, dass gleich mit ihnen gespielt wird, oder wenn sie schon von den Gesichtern einiger ablesen kann: „Schön, dass ich dich heute gesehen habe oder gut, dass du heute für mich dagewesen bist.“, sagt sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Doch es gibt auch andere Situationen, mit denen sie erst noch lernen muss umzugehen. Einmal, so berichtet sie, hat sie den Flüchtlingskindern bei Malen zugeschaut und ein Junge zeigte ihr ein selbstgemaltes Bild von einer Kriegsszene.
Auch wenn es nicht nur positive Momente gibt, die sie bei ihrer Arbeit erlebt, denkt sie nicht daran damit aufzuhören. „Solange immer noch Menschen unterwegs sind, die ihre Heimat verlieren, muss ich weitermachen.“

Marie Fleßner